Auszug aus www.wissenschaft-online.de
Archäologie, Geschichte
Fürstengrab und Keltendorf [15.10.2002]
   
Grabhügel
Grabhügel

Liege
Liege

Statue
Statue

Halsring
Halsring

Löwe
Löwe

Dorf
Dorf
Ein Rundgang durch das Museum Hochdorf

Im Keltenmuseum der kleinen Gemeinde westlich von Ludwigsburg wird zunächst alles von der Ausstattung und Würde eines keltischen Prunkgrabes überstrahlt. Ein gelungenes Ausstellungskonzept macht aber auch zeitliche Folgen sowie Zusammenhänge deutlich und zeigt mit Originalexponaten und Rekonstruktionen, wie es einst war.

Was im 6. Jahrhundert vor Christus dem Boden anvertraut wurde, kam fast 2500 Jahre später wieder zutage: Nachdem eine Hochdorfer Bürgerin das Bodendenkmal erkannt hatte, konnte 1978 das völlig verflachte Grab eines Keltenfürsten ausgegraben und vor der Zerstörung durch Erosion und Pflug bewahrt werden. Heute wölbt sich der neu aufgeschüttete, mit einer Stele bekrönte Hügel wieder sechs Meter hoch an seiner ursprünglichen Stätte. Von oben blickt man direkt zum ehemaligen Fürstensitz Hohenasperg, wie es die Erbauer des mächtigen Grabes wohl beabsichtigt haben.

Das 1991 in unmittelbarer Nähe zum Hügel errichtete Museum verdeutlicht schon durch seine Architektur den Bezug zum Grabmonument. Vom Foyer aus gelangt der Besucher zunächst zu einer anhand von Befunden aus der keltischen Siedlung Hochdorf rekonstruierten archäologischen Flächengrabung. Hierauf folgt eine didaktische Einheit mit Informationen zur Geschichte der frühen Kelten, zu Fürstensitzen und Fürstengräbern, Tracht und Sozialstruktur. Zum unmittelbaren Erlebnis wird die Begegnung mit dem Keltenfürsten, dessen Originalskelett in einem kleinen Zwischenraum dezent hingebettet wurde.

Standesgemäß gebettet

Der zweite Bereich des Museums ist dem Grab von Hochdorf gewidmet und erläutert Geschichte, Untersuchung und Bergung dieses außergewöhnlichen Fundkomplexes: Unter der Hügelschüttung lag, sorgfältig durch Eichenbalken und 50 Tonnen Steine geschützt, eine doppelte Grabkammer. Sie barg die Überreste des mit allen Zeichen seiner Würde, alltäglichen Gerätschaften und persönlichen Dingen beigesetzten Keltenfürsten. Besonders außergewöhnlich ist die Bronzeliege, wo man ihn aufgebahrt hatte. Die Rückenlehne dieser "Kline" zeigt Darstellungen von Wagenfahrten und Schwerttänzen. Acht auf Rädchen montierte Frauenfiguren tragen mit erhobenen Armen die leicht geneigte und bequem gepolsterte Sitzfläche.

Würde und Lebenslust am Fürstenhof

Der Tote trug einen Halsreif, zwei Schlangenfibeln und einen breiten Armreif, alles aus Gold. Auch auf Gürtel und Dolch, sogar auf seine Schuhe hatte man verziertes Goldblech aufgebracht. Dazu kam Persönliches: Bernsteinperlen als Amulette, Angelhaken, Messer, Nagelschneider, Rasiermesser und Holzkämme. Des Fürsten Vorliebe für die Jagd bezeugt ein fellbezogener Köcher mit 14 Pfeilspitzen. Bis auf den Halsring, das Zeichen seiner Würde, ist die goldene Totenausstattung erst am Grab selbst angefertigt worden.

Zu Füßen der Kline stand ein 500 Liter fassender Bronzekessel, zu drei Vierteln mit Honigmet gefüllt und mit Tüchern bedeckt. Am Kopfende der Kline hingen neun goldbeschlagenen Trinkhörner an der Wand - das größte war aus Eisen und sicher dem Fürsten vorbehalten.

Auf dem Kasten eines 4,5 Meter langen, kunstvoll mit Eisenblech verzierten vierrädrigen Holzwagens lagen neun Teller und Henkelbecken aus Bronze, das Zaumzeug für zwei Pferde, ein verziertes hölzernes Doppeljoch sowie Geräte zum Schlachten, Häuten und Transchieren.

Kunstvolles Handwerk und importierter Luxus

Der nächste Museumsabschnitt stellt die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Analysen des organischen Grabinventars vor. Beachtung verdienen vor allem die Nachschöpfungen der prächtigen Textilien. Ein eigener Raum ist den Funden und Befunden der beim Museumsbau entdeckten keltischen Siedlung Hochdorf gewidmet, die sich deutlich von vergleichbaren Niederlassungen jener Zeit unterscheidet. Dies belegt neben der planmäßig angeordneten Struktur auch das Fundspektrum: Luxusgüter aus dem Süden zeigen, dass der Kontakt zum Mittelmeerraum nicht nur an Fürstensitzen seinen Niederschlag fand. Allerdings ist diese Ansiedlung etwa 150 Jahre jünger als das Fürstengrab!

Eine Ebene tiefer scheint es, als habe ein keltischer Schmied soeben seine Werkstatt verlassen. Mit Ausnahme des Bronzekessels ist es nämlich gelungen, die metallene Ausstattung des Fürsten nachzubauen. Alle Stücke zeigen, dass den damaligen Handwerkern die Verbindung von Funktionalität, Qualität und Schönheit ein großes Anliegen war.

Wie am Fundort, so ist auch im Museum die Grabkammer in den Untergrund eingetieft. Der Nachbau mit der prunkvollen Ausstattung wirkt einzigartig authentisch: Dieses Bild hatten die Teilnehmer der Bestattungsfeier vor Augen, bevor das Grab mit weißen Tüchern bedeckt und die Kammer verschlossen wurde.

Zum Freilichtbereich neben dem Museum gehören nach Grabungsbefunden der keltischen Siedlung erstellte Rekonstruktionen: Ein geräumiges Wohnhaus, ein Pfostenspeicherbau, Grubenhäuser, eine typische Webhütte, kleine Gärten mit bereits vor 2500 Jahren bekannten Pflanzen sowie rekonstruierte Palisaden- und Flechtwerkzäune.

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Autor:   Wolf Zimmer E-Mail: wolf@wozim.de Homepage: http://www.wozim.de